Sobald in unserem Leben etwas nicht klappt, unsere Erwartungen nicht erfüllt werden oder unsere Pläne scheitern, suchen wir mehr oder weniger krampfhaft nach logischen Erklärungen und Außenfaktoren. Diesbezüglich sehr beliebt sind:

  • Unglücklicher Zufall/Pech
  • Übergeordnete Instanzen (Politik, wirtschaftliche Situation)
  • Intrigen/feindlich gesinnte Personen oder Gruppen
  • mangelnde oder falsche Information

Diese Erklärungen helfen unserem Ego: eigentlich können wir ja nichts dafür, dass etwas so schief gelaufen ist. Sie verstärken aber auch negative Emotionen wie Wut, Mutlosigkeit, Enttäuschung und bald bewegen wir uns in einer Negativspirale von Gedanken und Gefühlen. Natürlich können wir so manches nicht kontrollieren, aber das trifft meist seltener zu als wir denken. Was uns schlechte Entscheidungen treffen lässt, ist hauptsächlich die Tatsache, dass wir meistens emotionsgesteuert sind und das nicht einmal erkennen. Es ist uns kaum bewusst, wie stark Gefühle und Stimmungen unsere Denkprozesse und somit unser Handeln beeinflussen.

Wie können wir also bessere Balance herstellen zwischen Emotion und klarem Denken?

Beachten Sie zunächst die klassischen kognitiven Verzerrungen:

  • Bestätigungsfehler: wir nehmen nur die Beweise zur Kenntnis, die unsere Annahme unterstützen.
  • Überzeugungsfehler: wir sind von etwas überzeugt, daher muss es wahr sein.
  • Erscheinungsfehler: wir sehen/erkennen unsere Mitmenschen so, wie sie sind.
  • Gruppenfehler: wir denken selbstständig und glauben, nicht gruppenkonform zu sein.
  • Schuldfehler: selbstverständlich lernen wir aus unseren Erfahrungen (langfristig kaum jemals!)
  • Überlegenheitsfehler (derzeit sehr beliebt):  wir sind nicht nur anders/denken rationeller als die Mitmenschen, sondern wir sind auch ethisch/moralisch überlegen.

Was verstärkt noch unsere zugrunde liegende Neigung, emotional zu agieren?

  • Emotionsmuster, deren Auslöser in der Kindheit liegen (je früher, desto stärker)
  • massiver Stress, steigender Druck von außen
  • Umgang mit polarisierenden Persönlichkeiten
  • Gruppeneffekt; als Teil einer ausreichend großen Gruppe stimmen wir kollektiven Emotionen zu)

Mögliche Gegenstrategien im Sinne von: besser überlegen und Gefühle im Griff haben:

  • Versuchen Sie nicht, Menschen zu verändern. Betrachten Sie sie lieber als neutrale Phänomene, die es in unterschiedlichsten Varianten gibt.
  • Schieben Sie zwischen Geschehnis/Aktion und Ihrer Reaktion prinzipiell eine Denkpause ein.
  • Bevor Sie hochemotional eine Entscheidung treffen, nehmen Sie sich mindestens einen Tag Bedenkzeit.
  • Lernen Sie sich möglichst gut kennen. (Tagebuch der Emotionen führen.)
  • Sobald Ihre Gefühle hoch kochen, schauen Sie hinter den auslösenden Trigger und versuchen Sie, zu erkennen, wo diese heftige Emotion ihren Anfang genommen hat.
  • Finden Sie die für Sie optimale Balance zwischen Fühlen und Denken (das kann dauern!)
  • Vergessen Sie das beliebte auf-den-Bauch-hören. Das, was zwischen Ihren Ohren liegt, ist ein sehr viel besserer, freilich nicht immer geliebter Ratgeber
  • Freunden Sie sich mit durchdachten Entscheidungen und Ihrem rationalen Denken an.

 

  • Nehmen Sie dessen Bemühungen wahr und drücken Sie Ihre Anerkennung auch aus.
  • Dank und Komplimente machen Ihr Gegenüber wahrscheinlich verlegen, aber es ist wichtig, dass immer wieder klar wird, dass Sie seine fürsorgliche Haltung schätzen und nie als selbstverständlich nehmen.
  • Achten Sie darauf, Ihr gegenüber nicht auszunützen. Was wir dauernd ohne eigene Anstrengung geliefert bekommen, entwerten wir sehr rasch: es wird zur Selbstverständlichkeit.  Im Umgang mit Menschen dieses Persönlichkeitsstils ist es besonders wichtig, diese Falle zu vermeiden, sonst endet er in einer Art Sklavenrolle.
  • Versuchen Sie, eine ausgeglichene Balance zwischen Geben und Nehmen zu finden.
  • Motivieren Sie Ihr Gegenüber dazu, einfach nur mal rumzuhängen, etwas nicht direkt Sinnvolles zu machen, Spaß zu haben, sich zu entspannen.
  • Lassen Sie sich von der ständigen Aufmerksamkeit nicht in Verlegenheit bringen. Solange die Beziehung ausgewogen ist, liebt es ihr gegenüber, sich um Sie zu kümmern. Sie können ruhig genießen, dass so gut für Sie gesorgt wird – in jeder Beziehung.
  • – aber bestehen Sie darauf, zu helfen, wenn in Ihren Augen die Balance ins Wanken gerät.
  • Und sprechen Sie über all dies!
  • Ganz wichtig: sagen Sie Ihrem Gegenüber immer wieder, dass Sie sich am wohlsten fühlen und am meisten freuen, wenn es Freizeit und Freude mit Ihnen teilt.
  • Verleugnen Sie nie, unter keinen Umständen, Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche!
  • – und machen Sie sich daran, diese genau zu identifizieren und zu benennen! (Liste schreiben!)
  • Seien Sie beim Geben zurückhaltender und vorsichtiger und beim Nehmen selbstbewusster.
  • Akzeptieren sie fröhlich das Positive in Ihrem Leben, von Komplimenten und aufrichtigen Danksagungen bis zu Karrieresprüngen.
  • Schaffen Sie ein stabiles Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen.
  • Wenn Sie in Gesellschaft sind, überlegen Sie als erstes, was Sie für sich jetzt gerade brauchen können. (Kaffee? Ein Glas Wasser? Vielleicht nur fünf Minuten zuhören und sich nicht einbringen?) . Widmen Sie sich erst dann den Wünschen und Bedürfnissen der anderen.
  • Überlegen Sie, was Sie gern von den wichtigen Menschen in Ihrem Leben hätten und machen sie sich eine Liste dieser Wünsche!
  • Im nächsten Schritt sprechen Sie mit der jeweiligen Zielperson darüber. Nehmen Sie Ihre Bitten auch bei einer zögerlichen oder leicht negativen Reaktion nicht zurück. (“Ja, aber bisher hast doch immer du—” heißt nicht, dass es bis in alle Ewigkeit so bleibt!)
  • Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Gegenüber behandle Sie nicht wertschätzend, sagen sie das sehr klar und sofort.
  • Vermeiden Sie Entschuldigungsfloskeln wie “Das tut mir leid!” wenn Sie dazu neigen, diese inflationär und häufig auch bei Kleinigkeiten zu verwenden.
  • Hier drei Standardfragen, die Sie im Interesse Ihrer besseren Balance sich selbst immer wieder stellen können:
  • 1. Liegt dies in meinem Interesse?
  • 2. Was könnte das Resultat sein / Was ist da für mich drin?
  • 3. Möchte dieser Mensch eigentlich, dass ich das für ihn mache?
  • Akzeptieren Sie Vergnügen, teilen Sie Spaß und Freude mit anderen und erinnern Sie sich immer wieder daran, dass es ihr gutes Recht ist, sich wohl zu fühlen und sich zu verwöhnen.
  • Hier finden wir ein beständiges Muster selbstschädigender Verhaltensweisen, beginnend in der Adoleszenz.
  • Der/die Betroffene fühlt sich zu Situationen und Personen hingezogen, die mit persönlichem Leid und hoher Problematik verknüpft sind.
  • weist jede Hilfe von außen zurück
  • zeigt Desinteresse und Zurückweisung gegenüber Personen, von denen sie gut und wertschätzend behandelt wird
  • engagiert sich in exzessiver Selbstaufopferung, die vom anvisierten Empfänger weder verlangt noch erwartet wird
  • reagiert auf die seltenen positiven Ereignisse im Leben mit Schuldgefühl und Depression
  • provoziert durch plakative Selbstaufopferung ärgerliche und zurückweisende Reaktionen beim gegenüber und fühlt sich dann massiv verletzt und erniedrigt.
  • kann Freude oder positive Gefühle nicht zulassen.
  • kann weder Erfolg noch Vergnügen noch wertschätzende Partnerschaft/Freundschaft auf Augenhöhe ertragen
  • In Liebesbeziehungen, die per se angenehm und erfüllend sein könnten, fühlte sie sich gelangweilt und desinteressiert und torpedieren diese/flüchten aus diesen.
  • Oft sind nur die Menschen für sie interessant, die sie ausnutzen und schlecht behandeln.
  • Depression und Missbrauch sind ein hoher Risikofaktor bei diesen Persönlichkeiten, aus dem Gefühl heraus, wertlos zu sein und auf Liebe, Aufmerksamkeit und freundliche Zuwendung keinen Anspruch zu haben.

“Liebe heißt geben und sich selbst vergessen.”

“Meine Bedürfnisse kann ich zurückstellen, sie sind nicht so wichtig für mich.”

Hier finden wir im besten Fall großherzige und altruistische Persönlichkeiten, die –

  • anderen gern helfen
  • äußerst großzügig sind
  • die Schwächen anderer liebevoll tolerieren und Konkurrenz vermeiden, soweit es irgendwie möglich ist
  • nicht gern im Mittelpunkt stehen und das Rampenlicht vermeiden
  • ehrlich und vertrauenswürdig sind
  • sich nicht wohlfühlen, wenn ihretwegen Umstände gemacht werden
  • sehr tolerant in Bezug auf Unannehmlichkeiten sind
  • sie zeigen keine Neigung zum Herumjammern und schlecht-drauf-sein, selbst wenn sie gerade schlechte Zeiten erleben
  • sie nehmen von ihrem Gegenüber stets das Beste an und sind überrascht, wenn sie zur Kenntnis nehmen müssen, dass es andere oder fehlende moralische Grundsätze hat
  • Beziehungen sind der Schlüsselbereich ihres Lebens und sie bauen ihr Leben um ihre Kernbeziehungen herum auf.
  • Stress bereitet es, wenn sie erkennen, dass die wichtigen Menschen in ihrem Leben ihre außergewöhnliche Zuwendung für selbstverständlich nehmen.  Sie brauchen es, geliebt und geschätzt zu werden, und wenn jede Anerkennung ausbleibt, hat das Verwirrung und Schmerz zur Folge.
  • Stress gibt es auch, wenn sie sich zu viel zumuten, und da sie dazu neigen, eigene Probleme weg zu schieben und die Hilfe anderer schwer annehmen können, gleiten sie leicht in eine gewisse Gesundheitsgefährdung.
  • Falls sie wirklich an unangenehme Zeitgenossen geraten, können sie sich Wutgefühle kaum eingestehen und haben vor allem Schwierigkeiten damit, solche Gefühle entsprechend zu verbalisieren.
  • in Bezug auf eigene Bedürfnisse geraten sie leicht ins Ungleichgewicht. Oft fällt es ihnen schwer, positive Gefühle, die auf sie gerichtet sind, zu akzeptieren. Deshalb funktionieren Partnerschaften mit gleicher Grundhaltung dieser Art oft nicht.
  • Sie geraten oft in toxische Beziehungen, da sie Partner/innen wählen, die ihr freundliches, zugewandtes, nachgiebiges Wesen ausnützen, und da sie tolerant und versöhnlich sind, scheuen sie vor einer Trennung übermäßig lange zurück.
  • Mit sich selbst sind sie weit weniger aufmerksam: sie können sich schwer entspannen oder die eigenen Gefühle und Bedürfnisse als zumindest gleichwertig denen ihres Gegenübers annehmen.
  • Da der selbst gestellte Dauerauftrag hier darin besteht, das Leben anderer Menschen leichter zu machen, und dies noch dazu ein Auftrag ist, der nie endet, neigen Menschen dieses Stils oft zu gut verborgener Traurigkeit und depressiven Schwankungen.
  • Gewöhnlich sind sie blind gegenüber der Tatsache, dass manche Menschen ihre Hilfe und Zuwendung nicht wollen und diesen der Standardsatz “Ich erledige das für dich! – Lass mich das für dich tun!” auf die Nerven geht.